Jubelkonfirmanden

Goldene Konfirmation 2002 - Jahrgang 1937/1938

 

Am Sonntag, den 17. März traf sich der Jahrgang 1937/1938 gegen 8.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus in Großsachsen, wo uns unsere Mitschülerin Hildegard empfing, uns freundlich begrüßte und jedem das obligatorische weiße Blumensträußchen ansteckte.

Nach und nach füllte sich das Forum des Hauses. Manche der ehemaligen Mitschüler und Mitschülerinnen hatten sich schon über 40 Jahre nicht mehr gesehen und man hatte einige Mühe, sich wiederzuerkennen. Sofort entstanden angeregte Gespräche und es herrschte große Aufregung. So gegen 9.15 Uhr traf unsere Pfarrerin Frau Britsch ein. Nach einer kurzen Begrüßung nahmen wir dann Aufstellung, um gemeinsam zur Kirche vorzulaufen.

Bei der Aufstellung bemerkten wir, dass sich automatisch eine ähnliche Konstellation wie bei unserer Einsegnung 1952 vor 50 Jahren ergab, und auch die Gefühle von damals kamen wieder hoch.

Machen wir eine kurze Zeitreise in das Jahr 1952. Sicher können sich die meisten noch daran erinnern, dass unser Handwerkszeug für den Konfirmanden-Unterricht aus der Bibel, den Katechismus, der Kirchengeschichte und dem Gesangbuch bestand. Vor allem die Jungs banden diese vier Bücher mit einem Gürtel zu einem Paket zusammen und schulterten es. Wir mussten sehr viel auswendig lernen, nicht nur alle Propheten mussten wie am Schnürchen sitzen. Dem Tag der Prüfung und Einsegnung fieberten wir aufgeregt entgegen.

Als es dann endlich soweit war, begannen die Vorbereitungen. Unser Friseur, damals der Fath’s Gustel, heute Friseursalon Fath, schnitt uns allen als Konfirmationsgeschenk kostenlos die Haare. Am Morgen der Einsegnung standen wir ab 8 Uhr Schlange zum Haarekämmen und Flechten. Unsere Haare wurden mit sehr viel Brilliantine und Fixaktivverdünnung schön frisiert und saßen so fest, dass der stärkste Wind keine Chance hatte. Wir waren damals eine ziemlich einheitliche Truppe. Die Mädchen mit Zöpfen, weißer Schleife und einem Hahnenkamm und die Jungs alle geschniegelt mit linkem Seiten- oder Mittelscheitel. Wir gingen vom damaligen evangelischen Kindergarten zur Kirche, die bis auf den letzten Platz besetzt war, und mussten in der ersten Reihe Platz nehmen.

Unser Pfarrer, Herr Stöhrer, sprach ein paar einleitende Worte und ging dann mit den Worten zur Prüfung über: „Wir möchten nun sehen, was unsere Konfirmanden gelernt haben.“ Als ich an die Reihe kam, merkte ich, dass mir der Text verloren gegangen war. Da erinnerte ich mich schnell an die Worte des Pfarrers: „Wenn ihr merkt, dass es nicht mehr weitergeht, baut einfach ein Lied an die Stelle des verlorengegangenen Textes ein.“ Das war meine Rettung, denn „Oh Haupt, voll Blut und Wunden....“ war das einzige, was mir noch gegenwärtig war. Heute denke ich, das war genau meine Gefühlsstimmung in dem Augenblick, warum sonst gerade dieses Lied. Außer Pfarrer Stöhrer merkte niemand etwas von dieser Panne. Er zwinkerte mir kurz zu und sagte: „Gut, Du darfst Dich wieder setzen.“ Was war ich froh. Ein anderer Junge fiel vor Aufregung sogar kurz in Ohnmacht, den traf es viel schlimmer wie mich. Aber wir überstanden es alle gut und jeder gratulierte und lobte uns.

Und wie war es jetzt, 50 Jahre später? Zum Glück kein Abfragen mehr, kein Zittern und Bangen. Frau Pfarrerin Britsch zitierte noch einmal jedem seinen Konfirmanden-Spruch und rief damit wieder die alte feierliche Stimmung in uns hervor. Die gesamte Kirchenfeier, die schöne Predigt von ihr, das gemeinsame Abendmahl, an dem auch die katholischen Kirchenbesucher teilnahmen und das Mitwirken aller, trug zu einer unvergesslichen Feierlichkeit bei. Wenn wir nun auch alle 50 Jahre älter sind, statt brilliantierte Haare graue oder teilweise gar keine mehr haben, das Leben uns mit Falten gezeichnet hat, so sah man doch in jedem Gesicht, in das man blickte, die Zusammengehörigkeit in die christliche Glaubensgemeinschaft. Man spürte, dass auch 50 Jahre unserem Glauben nichts anhaben konnten, egal, ob wir nun regelmäßige Kirchgänger sind oder nicht: Der Glauben ist erhalten geblieben in all seiner Kraft. Die Ernsthaftigkeit wurde verstärkt durch die Ehrung der noch älteren Konfirmanden.

Es hatte uns besonders gefreut, dass nahezu alle Klassenkammeraden, besonders die katholischen, an unserem Ehrenfest teilnahmen. Nach der Konfirmationsfeier wurde gratuliert und ausgiebigst fotografiert. Danach ging es ins Hotel Krone zum gemeinsamen Mittagessen. Frau Pfarrerin Britsch nahm unsere Einladung an und verbrachte auch den restlichen Nachmittag mit uns. Beim Eintreffen in der Krone überraschte uns unsere Mitschülerin Lydia und ihr Ehemann Arthur mit einem Sektempfang, was von allen begeistert angenommen wurde. Nach einem opulenten Mittagessen und angeregter Unterhaltung überreichte unser Klassenkamerad Wilhelm unserer Pfarrerin ein Gruppenbild unseres gesamten Jahrganges.

Danach gingen wir zum Friedhof, um unserer verstorbenen Mitschüler und Lehrer zu gedenken. Wir werden sie stets in liebevoller Erinnerung behalten und sie werden in unseren Gedanken weiterleben. Auch hier begleitete uns Frau Pfarrerin Britsch, was wir besonders aufmerksam fanden.

Gegen 15 Uhr traf man sich dann wieder im Hotel Krone zum gemeinsamen Kaffeetrinken, und es ging mit dem berühmten: „Weißt Du noch?“ weiter. Gegen 18 Uhr fand dieser Tag dann seinen Ausklang. Ich glaube, alle gingen mit einem Gefühl nach Hause, einen unvergesslichen Tag erlebt zu haben. Wir hoffen alle, dass wir mit Gottes Hilfe die Diamantene-Konfirmation auch noch gemeinsam erleben dürfen.

Willi Eck