Die Tante Emma-Läden

Wir hatten eine Vielzahl von Geschäften. Es gab keinen Lebensbereich, der nicht von den Geschäftsleuten in Großsachsen abgedeckt werden konnte, im Gegensatz zu heute.
 

Im Haus vom Schmitte-Henner in der Kirchgasse residierte der Kunstmaler Karl Seitz. Sein Lieblingsmotiv war die Kirchgasse in Großsachsen aus allen möglichen Perspektiven, wo er einige Zeit lebte. Später zog er in den Metzgerladen von Johann Markmann, wo er seine Bilder schuf. 1951 eröffnete er mit seiner Frau auf dem Marktplatz einen Kiosk, der dann später bei Karl Schröder war. Von 1964 bis 1971 betrieben sie im Hause Ingo Stamm ein Kolonialwarengeschäft. 1979 zog er nach Laudenbach, wo sie sich ein Haus kauften. Hier verstarb er am 22. November 2000. (Siehe Großsachsen ab 2000 - Karl Seitz).

Die Spar- und Darlehens Bank, die heutige Volksbank, war früher bei Treusch und die Bezirkssparkasse hatte ihre erste Filiale in einem Nebenzimmer des Gasthauses „Zum Löwen”.

Zuerst war die Deutsche Post bei Reiboldt. Dann im Postgässel, im Bleichert’s Haus, und später zog sie in die Breitgasse, gegenüber der Tabakfabrik, dem Mayer’s Fritze sein Haus ein.  Dann war sie gegenüber der Apotheke, und als sie aufgelöst werden sollte, hat das Schreibwarengeschäft Schuhmann sie übernommen.

Tabak wurde schon 1852 angebaut, wie mir gesagt wurde. 1937 hat es noch 71 Tabakbauern gegeben, heute sind es gerade noch vier.

Als Kinder waren wir natürlich auch immer dabei, wenn auf dem Sportplatz fast jeden Sonntag ein Handballspiel stattfand. Das war Ehrensache. In der Halbzeit konnte man über die Straße in die Lettengasse zum Getränkehersteller Ullmer gehen, der Großsachsen mit seinen selbst hergestellten Limonaden verwöhnte, die es in allen Geschmacksrichtungen gab. Mit einer Literflasche Limonade für 15 Pfennige ging es dann wieder zum Sportplatz zurück. Auch Alois Dallinger stellte Getränke her.

Da gab es in der Breitgasse, der Ortsmitte, den Metzger Salbinger Hans, heute Neubauer, wo es hieß, man bekäme dort die beste Koscher und die besten Rippchen.

Schlachthaus

Für uns Kinder hatte der Salbinger den Vorteil, dass wir beim Einkaufen immer ein Würstchen geschenkt bekamen. Nach dem Erleiden von Hunger in und nach den Kriegsjahren wussten wir Kinder das wirklich zu schätzen. Auch heute ist meistens noch dieses obligatorische Würstchen in der Einkaufstüte und wenn man über 20 DM einkauft, gibt es ein kleines gelbes Kärtchen, auf dem eine Sau abgebildet ist. Hat man 15 dieser Kärtchen, kann man sie einlösen und hat beim nächsten Einkauf einen Betrag von 10 DM gut.

Man konnte in derselben Straße aber auch zum Metzger Finkel, später Haag, oder zum Josef Geisler gehen. Einen weiteren Metzger fand man am Dorfeingang, am Kriegerdenkmal in der Landstraße, den Röth’s Fritz und in der Kirchgasse hatten die Dorfbewohner den Metzger Johann Markmann.

Bäckerei Weber

Der Bäcker Röger in der Breitgasse buk die besten Milchbrötchen im Ort. Dort gab es auch die Bäcker Ludwig Weber und Alfred Brand. Zum Weber’s Johann in der Kirchgasse brachten die meisten Dorfbewohner ihre Brote zum Backen oder ließen ihr Obst dörren.

Wenn ich als Kind für Nachbarn einkaufen musste und zum Weber’s Bäcker ging, bekam ich bei fünf Brötchen immer ein sechstes dazu, das ich natürlich behalten durfte. Ein Anreiz, diesen Bäcker vorzuziehen.

Die Lebensmittel wurden beim Braune Erich und seiner Mutter gegenüber dem alten Rathaus, der Gassert’ Agnes, im Siebenbürgerhof oder in der Breitgasse, beim Schröder’s Kätche oder dem Treusch, geholt.

Edeka

Im Schulgässel verkaufte Frau Vosolsobe Fische und amerikanische Trockenkartoffeln. Später zog sie in die Landstraße, wo sie im Haus des Friseurs Strobel ein Obst- und Gemüsegeschäft betrieb.

In die Kirchgasse zum Lebensmittelgroßhandel Höfer oder dem Milchgroßhandel vom Hör’s Jakob kamen wir weniger. Milch und Käse wurde am Milchbuckel in der Milchzentrale oder bei der Markmann’s Ursel in der Kirchgasse gekauft. Es soll einmal 59 Milchlieferanten gegeben haben, heute hat noch ein Bauer Kühe.

Das Kreise Kätchen in der Kirchgasse und der Dallinger Schorsch in der Breitgasse hatten alles an Haushaltswaren, was man sich nur wünschen konnte. Ebenso der Adolf Theobald in der Hintergasse.

Und viele Kolonialwaren-Läden gab es bei uns. In der Breitgasse fand man die Kätchen Schröder, den Adam Treusch und den Joseph Braun. In der Jahnstraße den Ingo Stamm, Am Mühlengraben die Frieda Gassert, in der Lettengasse den Valentin Göntner, in der Bahnhofstraße den Danjelmeier und in der Kirchgasse die Ursel Markmann.

Was sonst noch fehlte, fand man sicher in unseren Gemischtwarenläden dem Mitsch beim Lettengassen-Brünnel, der Kohl’s Liesel in der Kirchgasse oder beim Sattler Georg Schmitte in der Breitgasse.

Sattlerei

In der Lobdengaustraße war der Sattler Peter Schmitt und im Mühlgraben hatte der Gustaf Frößinger seine Sattlerei.

An der Ecke Landstraße, Einmündung Breitgasse, war der Schuhman’s Hans mit seinem Schreibwarengeschäft, der uns Kinder mit allem nötigen Schulmaterial versorgte. Sein Sohn Ralf pflegt diese Tradition heute noch. Heute gibt man Lotto und Toto bei ihm ab, bringt seine Sachen in die Reinigung oder Schuhe zum Flicken. Als die Post aufgelöst werden sollte, übernahm er auch diese Aufgabe. 

Der Elektriker des Dorfes war Jakob Schmitt in der Landstraße. Gegenüber vom Pfarrhaus in der Kirchgasse kam später noch der Elektrogroßhandel Herrmann dazu.

Beim Boppe Karl im Rosengärtel war die Fahrradreparaturwerkstatt. Dort ließen wir unsere Fahrräder reparieren. 

Elektrogroßhandel

Das Fahrzeughaus Eichler’s Karl schließt auch heute noch die Ortschaft Richtung Weinheim ab.

In der Brunnengasse befand sich die Schneiderei vom Schollenberger’s Fritz und die Schneiderin Sanche Hauck. Im Mühlgraben war der Schneidermeister Stellrecht und die Schneiderin Lina Schmitt. In der Kirchgasse waren die Schneidereien vom Georg Frößinger und von Kosnanski. In der Lettengasse betrieb Georg Gerstner seine Schneiderei und hier fand man auch die Schneiderin Frieda Leitwein. In der Landstraße fand man die Schneiderei von Hans Schuhmann sowie  die Schneiderinnen Elisabeth Wagner und Anna Schuhmann. Schneiderinnen gab es zudem in der Hintergasse, die Eliese Schmidt, Im Rosengarten die Marie Schröder und die Marie Hauck, in der Friedrich Ebert Straße die Margarete Fath, in der Leutershausener Straße die Hilda Dallinger und in der Hohensachsener Straße die Friedel Schröder.

In der Talsiedlung wohnte der Hutmacher Durer.

Der Steger Adolf in der Landstraße war unser Textilwarenladen, wo die Frauen sich ihre Mieder und Strümpfe kaufen konnten. Man konnte aber auch zum Fritz Schollenberger gehen. 

Der Fath’s Adolf betrieb das Schuhgeschäft und die Schuhmacherei in der Luisenstraße. Beim Julius Adler bekam man auch Schuhe. Unsere Schuhe wurden zudem von den Schuhmachern Bort, Rienisel und Wilhelm Schmitt in der Kirchgasse geflickt. In der Landstraße gab es den Schuster Georg Kohl. Am Mühlengraben flickte der Valentin Schmitt die Schuhe und am Siebenbürgerhof der Georg Ewald.

In der Kirchgasse gab es auch eine Mietwaschküche, die Wäscherei Leitwein.

Beim Karl Leitwein wiederum konnten wir Farben kaufen.

Kohlehandlung

Kohle und Briketts besorgte man sich bei Mertes in der Breitgasse.

Schreinereien hatten der Ernst Spilger am Milchbuckel in der Jahnstraße und in der Kirchgasse der Philip Kreis, der erst Polizeidiener und später Gemeindepolizist wurde.   
In der Breitgasse gab es gleich vier Schreiner, den Heinz Ehret, den Georg Schmitt, den Schönfeld und den Löbich.

Schreinerei Löbich

Zwei Glasereien fand man in der Lettengasse, den Johann Spilger und den Tiefenbach.

Auf der Ecke Schulgässel, Kirchgasse war die Wagnerei vom Georg Lochbühler und in der Hintergasse die vom Frößinger.

In der Hintergasse war auch die Spenglerei von Adolf Theobald und Karl Weber. Die Spenglereien vom Georg Deger fand man im Siebenbürger Hof, die vom Ludwig Merkel im Schulgäßchen und vom Georg Dallinger in der Kirchgasse.

Schmiede Menz

Wir hatten vier Schmieden, den Menze Karl in der Breitgasse, den Georg Mayer in der Landstraße, den Johann Merkel und den Kreise Philipp in der Kirchgasse.

Wie oft war ich beim Kreise Philipp. 

Stundenlang sah ich zu, wenn die Pferde der ansässigen Bauern beschlagen wurden. Noch heute habe ich, wenn ich die Augen schließe, den Geruch von verbranntem Horn in der Nase und höre das Klingen des Schmiedehammers, wenn der Kreise Philipp die rotglühenden Hufeisen auf dem Amboss auf die nötige Passform für die Pferde schmiedete. Mit Leidenschaft durfte ich bei ihm Schürhaken für die ganze Familie schmieden, bis meine Mutter dem ein Ende setzte, weil sie nicht mehr wusste, wohin damit.

Besonders interessant war die Schmiede kurz vor Sylvester, denn hier konnte man für 50 Pfennige Karbid kaufen. Das Karbid wurde in eine Dose gesteckt, hineingespuckt, der Deckel geschlossen, und hinten an einem kleinen Loch in der Dose das Streichholz entzündet. Das ergab einen mordsmäßigen Knall.

Pferde verkauften Harry Buchheimer in der Landstraße und Leopold Buchheimer in der Kirchgasse.

Küfereien und Brennereien waren Hachenberger in der Breitgasse und Rechkämmer. In der Kirchgasse war der Johann Schmitt.

Baugeschäfte hatten in der Lettengasse der Weber und der Seitz, in der Landstraße der Lindenberger und in der Breitgasse der Valentin Krebs.

Tüncher fand man in der Hintergasse den Adolf Leitwein, in der Lettengasse den Johann Leitwein und in der Kirchgasse den Schmitt.

Großsachsen war auch das Dorf der Mühlen.

Da war die Spitzer Mühle in der Nähe des alten Schulhauses in der Breitgasse. Der alte Johann Spitzer war auf uns Kinder manchmal nicht so gut zu sprechen, weil wir ihm das Wasser umleiteten, so dass er nicht mahlen konnte.

Spitzer Mühle

An der Gabelung Lettengasse, Talstraße, Breitgasse kam man rechts an der Bähr’schen Mühle vorbei. Dann kam die Merkel's Mühle. Die Beck-Kunz Mühle in der Talstraße versorgten zudem unser Dorf mit Mehl und Naturprodukten, damals wie heute. Die Kunze-Mühle ist die letzte Mühle, die uns verblieben ist. 
In der Talstraße gab es auch noch die Mühlen vom Peter Schröder, vom Ludwig Haas, heute ein Hotel-Restaurant, die Haas'sche Mühle, vom Johann Böckle, vom Heinrich Spitzer und die Klosa's Mühle, 

Hochinteressant war für uns Kinder der von der Gemeinde betriebene Farrestall mitten in der Breitgasse. Immer, wenn ein Bauer mit seiner Kuh oder seinem Schwein in den Pfarrestall ging, wussten wir, da geht etwas Geheimnisvolles vor sich, weil wir immer verjagt wurden. Das weckte unsere Neugier um so mehr und hinderte uns nicht daran, durch die Löcher im Tor oder mit einem Blick über die Mauer das Geschehen genau zu beobachten. Jeder musste das einmal gesehen haben. Und es hat uns nicht geschadet.

Die Männer in Dorf wurden vom Schmuckladen Franz Andersch in der Kirchgasse animiert, ihre Frauen zu verwöhnen. Später zog er in die Breitgasse um, und heute führt sein Sohn Rüdiger dort das Uhrengeschäft weiter.

Gegenüber von unserer Schule, im Siebenbürger Hof, befand sich einer unserer Dorffriseure, der Fath’s Gustel. Der Gang zum Friseur war unser aller Bange. Für 50 Pfennige wurden wir Jungen so kahl geschoren, dass die Haare hinten in die Höhe standen, zur Belustigung aller.
Auch beim Karl Seitz in der Lettengassse, nicht zu verwechseln mit dem Kunstmaler Karl Seitz, konnte man sich die Haare schneiden lassen. Der Friseur Karl Strobel in der Landstraße wurde gerne von den Damen des Dorfes wegen seiner stattlichen Erscheinung besucht.

Willi Eck

Hier noch einmal alles zum Nachschlagen.