Wir sind wieder umgezogen!

Ein Jahr nach dem verheerenden Brand des alten Rathauses am 16. Mai 2003 konnten wir am 28. Mai 2004 wieder in unsere alte – neue Wohnung einziehen.

Es war ein Jahr des Improvisierens und der Notlösungen, wo wir versucht haben, unsere Möbel, Kleider und sonstige Bedarfsgegenstände neu zu kaufen. Man macht sich keine Vorstellung, wie schwierig das alles sein kann, wenn man plötzlich ohne alles dasteht. Es werden dann Dinge wichtig wie Hemden- oder Hosengrößen. Vorher konnte ich an den Schrank gehen und nachsehen, welche Größe ich da oder dort hatte. Das Merken meiner Konfektionsgröße hielt ich bis dahin nicht für wichtig. Wir haben die Erfahrung gemacht: Es sind die kleinen Dinge, die den großen Stress bereiten. Es fängt beim Eierbecher bis zum Teesieb an und geht vom Dosenöffner bis zum Leukoplast weiter. Alles Dinge, die selbstverständlich waren. Man sucht etwas und greift in leere Schubladen, und hat man es dann endlich irgendwo aufgetrieben und gekauft, sucht man in denselben sich dumm und duselig, wo man es denn nun hingepackt hat. Was nützt dann eine Schachtel mit Nähgarn von der Schwiegermutter, wenn einem beim Nähen die Nadeln fehlen. Aber inzwischen haben wir auch diese. Meine Frau wuselte von einem Geschäft zum anderen, um die vielen Kleinigkeiten, die man so im täglichen Leben braucht, wieder zu kaufen. Da Frauen ja gerne einkaufen, habe ich mir gedacht, jetzt ist sie in ihrem Element. Aber siehe da, auch die Lust am Einkaufen unserer Frauen stößt irgendwann an ihre Grenzen.  Eines Tages sagte meine Frau: Ich hab die Nase voll von dieser Einkauferei, das nimmt ja gar kein Ende und wird langsam zur Qual. Trotzdem muss sie in Hochform gewesen sein, denn sie schaffte es, innerhalb eines Jahres die ganzen kleinen notwendigen Dinge, an die ich überhaupt nicht gedacht habe, wieder zu beschaffen. Auch dafür danke ich ihr. Dieser Stress blieb natürlich auch nicht in den Kleider hängen. Sie nahm ordentlich ab, womit sie eigentlich ganz zufrieden ist, und auch bei mir hat der Stress nicht halt gemacht, auch ich bin ranker und schlanker geworden.

Unsere Möbel haben wir zum großen Teil gebraucht gekauft. Das eine oder andere Stück hat mal kleine Kratzer, aber was soll’s. Da ist es wie bei uns Menschen. Mit zunehmendem Alter haben auch wir unsere Spuren und Falten. Wir, meine Frau und ich, lieben alte Möbel sofern man sie halbwegs günstig erstehen kann. Unsere Wohnung haben wir inzwischen fast wieder eingerichtet, sind zufrieden und froh, dass der Stress langsam zu Ende geht.

Unsere neue Wohnung ist räumlich viel besser aufgeteilt. Man gab sich hier sehr große Mühe, baute auch eine Gasheizung ein, gegen die ich am Anfang große Vorbehalte hatte (man hört ja soviel, dass es hier und da zur Explosion kommt). Aber die Installationsfirma hat uns diese Angst genommen und uns versichert, es könne normalerweise überhaupt nichts passieren. Es sind da einige Sicherheitsstufen eingebaut. Trotzdem schlafe ich ruhiger, nachdem ich gleich einen Gasmelder installiert hatte. Man versicherte uns nochmals, es kann nichts passieren, es sei denn, man manipuliere daran herum, was ja bei uns beiden nicht passieren kann.

Es war schon aufregend, wie wir fast täglich die Fortschritte beim Aufbau unserer neuen Wohnung verfolgen konnten.

Sehr schön ist der Treppenaufgang zu unserer Wohnung geworden. Man hat die Zwischendecke weggelassen, sodass vom Fußboden bis zum Dach (ca. 6 m) eine Art Atrium entstand, was wir wunderschön mit Pflanzen dekorieren konnten. Die Holztreppenaufarbeitung gibt dem alten Rathaus wieder den Glanz vergangener Zeiten zurück.

Als nun der Dachstuhl vollendet war, wussten wir: Jetzt geht es mit Riesenschritten vorwärts. Doch da entdeckte ich, dass die Gaubenfenster noch fehlten. Hatte man die vielleicht vergessen? Meine Frau meinte noch, vielleicht kommen da Kippfenster rein. Aber dann wurden die Gauben doch eingebaut. Die Gaubenfenster hatten vor dem Brand eine Größe von ca. 110 auf 120 cm. Da sie sehr hoch angesetzt waren, mussten wir, um zu Lüften, immer einen Schemel benutzen. Und jetzt sind die Gaubenfenster leider nur noch 60 mal 75 cm groß und so hoch angesetzt, wie meine Frau mit ausgestrecktem Arm groß ist, (ohne ausgestrecktem Arm 1,56 m). Die Fensterbank liegt jetzt in einer Höhe von 1,96 m. Wo wir vorher einen Schemel brauchten, brauchen wir nun eine Leiter. Leider ist die Gaube in der Küche auch mit einer Leiter kaum zu erreichen. Wir sind ja so froh, dass die Frontfenster erhalten werden konnten und nur neu lackiert werden mussten. In unserem Alter hat es mit der Akrobatik so seine Grenzen. Aber der Architekt, Herr Daske, hat uns Einsichtigerweise für dieses Fensterproblem eine vernünftige Lösung versprochen und sein Versprechen auch gehalten. An zwei Fenstern haben uns die Gebrüder Spilger hübsche und praktische kleine Treppchen gebaut und die anderen zwei Fenster sind mechanisch zu öffnen. Ein weiterer kleiner Wermutstropfen ist der Fußboden im Esszimmer. Man muss hier sehr vorsichtig auftreten, sonst schwingt der Boden, sodass die Gläser im Buffet in Schwingung geraten.

Mit der Wohnung sind wir insgesamt sehr zufrieden und dankbar. Es ist allein durch die Heizung, geschicktere Raumaufteilung und den Einbau eines Bades eine Verbesserung der Wohnqualität entstanden. Die beim Betreten der Wohnung ins Auge fallende Therme konnten wir mit einem Rundbogen-Vorhang schön verkleiden, sodass sie nicht mehr gleich unangenehm ins Auge fällt.

Auch möchten wir es nicht versäumen, uns bei allen, die uns mit Rat und Tat geholfen haben, recht herzlich zu bedanken. Auch danken wir der freundlichen Nachbarschaft im Haus Nummer 13 im Zähringer Hof für die entgegenkommende Aufnahme. Vor allem Herrn Borsdorf sei gedankt, der immer da war und mit anpackte, wenn es etwas zu helfen gab.

Besonderen Dank gebührt unserem Bürgermeister, Herrn Werner Oeldorf und der gesamten Gemeindeverwaltung, Herrn Martinez und den gesamten Bauhof, die immer ein offenes Ohr für uns hatten, wenn es irgendwo etwas zu regeln gab. Auch für das Verständnis von Herrn Pfefferle, der unseren Sohn Frank mit Genehmigung des Bürgermeisters zum Umzug freistellte danken wir. Unglücklicherweise hatte ich mir gerade zu dieser Zeit einen Bandscheibenschaden über mehrere Wochen zugezogen. Nochmals allen unseren herzlichsten Dank.

Zum Abschluss möchten wir alle am Bau beteiligten Firmen mit einem Abdruck ihrer Visitenkarten danken. Sie waren wirklich alle sehr freundlich und alle Fragen, wenn auch bestimmt sehr laienhaft, wurden uns immer mit viel Geduld erklärt und beantwortet. Immer  hatten sie für kleinere Probleme Lösungen und ein offenes Ohr. Durch das Miterlebendürfen, wie es auf einer Baustelle zugeht, das Überschneiden vieler Arbeiten, der Termindruck usw.  meinen wir, haben sie prima ihre Nerven behalten und ihr Bestes gegeben. Auch Ihnen unseren herzlichsten Dank.

(Eine Liste der Visitenkarten von den am Wiederaufbau des Rathauses beteiligten Firmen finden Sie am Ende meines Berichtes).

Eine große Überraschung und Freude war für uns, als wir vom Bürgermeisteramt einen Brief bekamen, in dem uns mitgeteilt wurde, dass Frau Monika Schwarzenberger aus Leutershausen für die mutige Rettung von Menschen aus einer Lebensgefahr am 15. April 2004 im Sitzungszimmer des Rathauses die Rettungsmedaille des Landes Baden-Württemberg verliehen werden sollte. Hierzu waren wir unter anderen eingeladen.  Es war eine sehr schöne Feierstunde, und uns wurde nochmals bewusst, dass wir dieser mutigen Frau unser Leben zu verdanken haben. Auch sie hat sich zwischenzeitlich bei Kaffee und Kuchen von unserem Wohlergehen in unserer neuen Wohnung überzeugt.

Das alte Rathaus erstrahlt wieder im neuen Glanz. Das oberste, total ausgebrannte Stockwerk, ist nun wieder zu unserer alten – neuen Heimat geworden. Es bedarf einiger Umstellungen, da die Räumlichkeiten verändert wurden, und wenn man in Gedanken versunken ist, hat man immer noch die alte Aufteilung im Unterbewusstsein, so dass es einem passiert, wenn man ins Wohnzimmer gehen möchte im Büro landet oder wenn man ins Schlafzimmer gehen möchte, man im neuen Esszimmer ist. Es waren immerhin knappe 30 Jahre, die sich da eingeprägt haben. Aber wir sind guter Dinge und akklimatisieren uns von Tag zu Tag mehr in unserem neuen Domizil.  Auch unsere beiden Katzen, Sethi und Akela sind beide wieder glücklich und haben nach dem schweren Brand kein Trauma zurückbehalten. Nur wenn die Feuerwehr ausrückt, verstecken sie sich beide unter dem Bett, aber das mag der Lärm der Martinshörner sein. Beide genießen den Auslauf in der Wohnung und sind wieder glücklich und zufrieden. Wir beten zu Gott, dass so etwas wie dieser verheerende Brand, nie wieder geschehen möge.

Es war eine schlimme Zeit und wir sagten uns: Das Leben geht weiter und man muss aus allem, was einem geschieht, versuchen, das Beste zu machen. Und ich glaube, dass ist uns bis jetzt auch ganz gut gelungen. Wir hoffen, dass wir unser Altwerden hier im alten Rathaus noch lange, lange genießen können. Wie sagte mein Arzt: Treppensteigen hält sie fit, Herr Eck. Sie haben doch ihre neue Wohnung so nett und gemütlich eingerichtet und haben ihr Reich für sich, da lohnt es sich schon, eine Treppe mehr zu steigen. Da stimme ich ihm völlig zu.

Willi Eck

Abschließend zu diesem Bericht eine kleine Auflistung der Firmen, die am Bau des alten Rathauses beteiligt waren und ein paar Zeitungsartikel. Mit einem Doppelklick können Sie ein Bild vergrößern.
 

Zeitungsartikel

Firmen, die am Aufbau des alten Rathauses beteiligt waren

 


Zeitungsartikel

 

Rettungsmedaille für
Monika Schwarzenberger

 

Das neue - alte Rathaus

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Firmen, die am Aufbau des alten Rathauses beteiligt waren:

 

Herr Daske - Architektur- und Ing. Büro  
  Firma Schilling - Bedachungen und Gerüstebau
Patrick Lüning - Zimmermeister  
  Tunjo Marosevic - Trockenbau
Helmut Hartmann - Elektroinstallationen  
  Reinhard Köhler - Sanitär-Heizung-Lüftung-Klima
Günter Henneberger - Fliesenlegermeister  
  Firma Fendrich - Fussbodenbau
Thomas Jakob - Stuckateurbetrieb  
  Gebrüder Spilger - Schreinerei, Glaserei, Möbel, Innenausbau 
Holger Rieger - MalerMeister  

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